Baumschnitt bei Obstbäumen

Bei Obstbäumen ist der Baumschnitt notwendig, um ihre Vitalität zu erhalten. Nur mit sehr scharfem Werkzeug ist ein optimaler Schnitt möglich!

Unsere Obstbäume sind schon lange keine Wildpflanzen mehr, es sind langwierig gezüchtete Kulturpflanzen. Als Kulturpflanze benötigen Sie mehr Aufmerksamkeit als ihre wilden Ahnen. Um ihre Vitalität dauerhaft zu erhalten ist es daher notwendig, dass sie regelmäßig beschnitten werden. Hierbei werden unter anderem Äste entfernt, die zu dicht an anderen Ästen wachsen, die falsche Wuchsrichtung aufweisen oder aber auch Wassertriebe oder Konkurrenztriebe.

Ziel des Obstbaumschnitts ist es, die Krone mit ausreichend Licht und Luft zu versorgen. Hierfür werden alle Äste entfernt, die nicht ins Wuchsbild passen. Das gilt ebenso für Fruchtholztriebe, die von außen nach innen in Richtung des Stammes wachsen. Der Baum braucht ein gesundes Verhältnis zwischen Fruchttrieben (Blüten-tragende Triebe) und den Blatttrieben (ohne Blütentriebe) mit ihren Blättern.

An den höchsten Punkten der Äste treiben sogenannte Wassertriebe aus. Bis auf einige wenige, die zu einem späteren Zeitpunkt die Baumkrone mitformen werden, werden die meisten Wassertriebe zurückgeschnitten. Fördern sollten Sie hingegen die Fruchttriebe, die gerade nach oben wachsen und im Idealfall noch einen guten Zuwachs aufweisen. Alle anderen Wasserschosse werden nahe am Ast abgeschnitten.

 
Baumschnitt

Diese Äste und Triebe müssen entfernt werden

 

In der Regel tragen Triebe, die in einem Winkel von über 45 Grad nach oben streben keine Blüten und sind somit Kandidaten für den Rückschnitt.

Um Pilzbefall zu verhindern, sollten Sie auch unbedingt darauf achten, dass Sie eingewachsene Früchte aus der vorherigen Periode entfernen. Fruchtmumien als Infektionsquelle für neue Früchte mit der Monilia-Fäule in der nächsten Saison müssen ebenfalls entfernt werden.

Schere oder Säge für den Baumschnitt?

Ob Sie eine Schere oder eine Säge verwenden, ist Ihnen überlassen. Wichtig ist allein, dass ihre Werkzeuge scharf sind. Nur glatte und saubere Schnittflächen kann der Baum rasch verschließen. Bei stumpfen Werkzeugen ist es für den Baum ungleich schwieriger und ressourcenintensiver den Schnitt zu überwuchern.

Welche Scheren-Typen gibt es bei Astscheren?

Grundsätzlich gibt es bei Astscheren zwei verschiedene Ausführungen:

  • Bypass-Schere
  • Amboss-Schere

 

Während bei der Bypass-Schere zwei schneidende Klingen aneinander vorbeigleiten, wird bei der Amboss-Schere eine schneidende Klinge auf den breiten Amboss-Körper gepresst.

Bypass-Schere
Amboss-Scheren
 Bypass-SchereAmboss-Schere
Vorteile: Präziser, glatter Schnitt Gute Kraftübertragung
Geeignet für: Beschneiden von grünem Holz Beschneiden von totem Holz
Nachteile: Höherer Kraftaufwand
Begrenzte Schnittstärke
Schnittgut wird gequetscht
Rindenverletzungen möglich

Bei kleinen Amboss-Scheren sind die Klingen zumeist gerade ausgeführt – hierdurch lässt sich der Amboss massiver ausführen.

Weiterhin werden Einhand-Gartenscheren und Zweihand-Astscheren unterschieden.

 Einhand-GartenscherenZweihand-Astscheren
Vorteile: Leichtes Gewicht
In engen Stellen einsetzbar
Gute Kraftübertragung
Erweiterter Arbeitsradius
Geeignet für: Triebe bis max. 15-20 mm Ø Äste bis max. 45-50 mm Ø
Nachteile: Geringe Kraftübertragung Relativ sperrig

Bei großen Zweihand-Astscheren findet sich auch bei Amboss-Scheren oftmals eine geschwungene Klingenform mit einem entsprechend ausgeformten Amboss.

Auslicht-Scheren sind eine Sonderform der Bypass-Scheren. Sie haben eine gerade, schlanke Klingenform – ermöglichen dabei jedoch nur einen kleinen Schnittdurchmesser. Für den Baumschnitt sind sie daher zu vernachlässigen.

Hoch hinaus mit Teleskop-Scheren

Zweihand-Astscheren haben durch ihre Bauart bereits einen erweiterten Arbeitsradius gegenüber den Einhand-Gartenscheren. Einige Modelle haben darüber hinaus noch Teleskop-Griffe, mit denen Sie die Grifflänge nochmals erweitern können. Mit Teleskop-Scheren kommen Sie noch höher in den Baum. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn Sie sich auf Leitern unwohl fühlen und festen Boden unter den Füßen bevorzugen.

 

Teleskop-Scheren erlauben Ihnen Schnitte in bis zu vier Metern Höhe. Modelle wie etwa die Barnel Ultra Reach besitzen darüber hinaus einen Schnittgutgreifer, damit Sie kein Herabfallen der abgeschnittenen Äste befürchten müssen. Sollten Sie noch höhere Äste schneiden wollen, so erlauben Ihnen Raupen-Scheren von Silky oder Barnel mit ihrem Seilzugsystem den Schnitt bis in sechs Meter Höhe! Dank des ausgeklügelten Mechanismus lassen sich damit Äste bis zu 50 mm Stärke durchtrennen.

Teleskopsäge

Bis zu sechs Meter hoch – ein Seilzugsystem mit Raupenschere erlaub in Kombination mit der Silky Teleskopsäge Schnitte in großen Höhen

Baumschnitt mit Astsägen

Bei dickeren zu schneidenden Ästen leistet die Astsäge gute Arbeit. Steigt die Aststärke über 30-35 mm ist die Astsäge das Werkzeug der Wahl. Kleinere Triebe lassen sich mit einer scharfen Säge ebenso entfernen. Theoretisch gibt es bei der Dicke der zu sägenden Äste keine Beschränkung. Aus ergonomischen Gründen sollten Sie jedoch darauf achten, dass das Sägeblatt mindestens die doppelte Länge des Astdurchmessers hat.

Stärkere Äste empfiehlt es sich in mehreren Etappen zu kürzen. Damit reduzieren Sie das Gewicht, das auf dem Astansatz lastet. Damit die Rinde hierbei nicht unkontrolliert einreißt, wird von unten angeschnitten und er später von oben gekappt. Schließlich wird der Ast zum Ende "auf Astring" geschnitten. Der Ast wird dann nicht bündig am Stamm abgetrennt – wobei eine sehr große Schnittfläche entstehen würde -, der Ast wird nach dem Ansatz geschnitten. Hier ist das Gewebe besonders aktiv. Aststümpfe sollten hierbei jedoch keine am Stamm bestehen bleiben – diese erschweren die Wundheilung und an dem Gewebe können deutlich mehr Wassertriebe schießen.

Astschnitt Schritt 1
Astschnitt Schritt 2
Astschnitt Schritt 3
Astschnitt Schritt 4

Entlasten Sie die eigentliche Schnittstelle, in dem Sie stärkere Äste in mehreren Etappen kürzen.

Tipps zur Auswahl der richtigen Säge

Gerade oder geschwungene Säge für den Baumschnitt?

Sie finden sowohl gerade als auch geschwungene Sägen. Bei Schnitten bis in Schulterhöhe haben sich gerade Sägen bewährt. Somit eignen sie sich gut für Hecken, Büsche oder junge Bäume. Sobald Sie überkopf arbeiten müssen, sind hingegen geschwungene Sägeblätter im Vorteil.

 Gerade SägeblätterGeschwungene Sägeblätter
Vorteile: Langer Hub Gute Führung in der Schnittfuge
Ideal für: Horizontale Schnitte
in Körpernähe
Vertikale Schnitte
über Schulterhöhe

Feststehende oder klappbare Sägeblätter?

Grundsätzlich ist die Qualität der Sägeblätter gleichwertig – und somit auch die Qualität der Schnitte. Die Holzfasern werden rasiermesserscharf von der Trapezverzahnung mit wechselseitigem Anschliff getrennt – die Oberfläche wird dabei sehr sauber zurückgelassen.

Feststehende Sägen sind stets griffbereit und verfügen meistens über eine ergonomische Griffform (Pistolen-Griff) und sind für den einhändigen Gebrauch vorgesehen.

Klappsägen hingegen sind leicht beim Transport zu verstauen – und auch das Verletzungsrisiko minimiert sich im zugeklappten Zustand. Größere Klappsägen mit längeren Sägeblättern sind nicht nur für das Schneiden von starken Ästen geeignet – ist der Griff lang genug, kann sie mit beiden Händen umfasst werden und auch das Fällen von Stämmen wird damit möglich.

Wie hoch kann ich mit einer Teleskop-Säge sägen?

Im Gegensatz zu Teleskop-Scheren sind Teleskop-Sägen mechanisch deutlich einfacher zu bauen. Somit besitzen sie auch eine höhere Reichweite als Teleskop-Scheren. Die Barnel Teleskop-Säge 720 ist beispielsweise dazu geeignet, bis in 7,20 m Höhe zu sägen. Auch bei kleineren Obstbäumen kann diese Reichweite von Vorteil sein: Wenn Sie einen am Hang stehenden kleineren Baum am Hang optimieren möchten.

Wie unterstütze ich die Wundheilung nach dem Baumschnitt?

Wird ein Ast vom Baum geschnitten, entsteht eine relativ große Wunde am Stamm. Diese Wunde versucht der Baum mit einem speziellen Wundgewebe wieder zu verschließen. Je größer die Wunde, je rauer die Schnittfläche und je jünger der Baum, umso länger dauert dieser Überwallungsprozess. Bei größeren Wunden oft mehrere Jahre. Während dieser Zeit ist der noch nicht überwallte Teil der Schnittfläche dem Befall von holzzerstörenden Pilzen oder Schädlingen schutzlos ausgesetzt. Besonders empfindlich sind Obstbäume.

  1. Verwenden Sie die richtige Säge. Je größer die Schränkung (Biegung der Sägezähne abwechselnd nach rechts und links) einer Säge, umso größer sind die Riefen an der Schnittfläche. Dadurch vergrößert sich die Angriffsfläche, es kann sich Wasser in den Riefen sammeln, das später zur Fäulnisbildung führt. Für den Obstbaumbeschnitt eignen sich demnach Sägen mit geringer Schränkung oder ungeschränkte Sägen.
  2. Der Ast sollte auf Astring geschnitten werden. »Auf den Astring schneiden« bedeutet im Fachjargon, den Ast nicht ganz bündig mit dem Stamm abzutrennen, sondern den Ansatz des Astes stehen zu lassen. Das Gewebe ist hier besonders aktiv. Es sollten aber keine Aststümpfe am Stamm übrigbleiben, da diese die Wundverwachsung erschweren oder sogar verhindern.
  3. Vor allem bei Winterschnitten tut sich der Baum schwerer, die Schnittstellen mit Wundgewebe zu verschließen – hier fließen die Säfte im Baum kaum. Es empfiehlt sich, spezielle Wundverschlussmittel in Form von Baumwachsen oder Wachsteeren auf die Schnittflächen aufzutragen.